Der Begriff Autismus-Spektrum-Störung wird in der ICD-10 und im DSM-IV-TR noch nicht ausdrücklich verwendet. Er ist aber ein zunehmend angewandter und allgemein akzeptierter inoffizieller Terminus, der sich in Klinik und Forschung durchgesetzt hat und in Zukunft höchstwahrscheinlich auch formal eingeführt werden wird.
In der ICD-10 wird noch das Konzept "tiefgreifende Entwicklungsstörungen (TE)" als Oberbegriff für ASS verwendet.
Der Begriff "tiefgreifend" zeigt an, dass es sich oft um eine schwere, überdauernde, viele Verhaltensbereiche betreffende, Problematik handelt, die Folge einer devianten, nicht nur verzögerten Entwicklung ist.
Im engeren Sinne umfasst ASS aber nur eine Subgruppe der TE.
Dazu werden gerechnet:
Die diagnostische Abgrenzung der einzelnen Störungsbilder fällt in der Praxis jedoch immer schwerer, da zunehmend auch leichtere Formen der einzelnen Störungsbilder diagnostiziert werden.
Das Asperger-Syndrom unterscheidet sich von anderen Autismus-Spektrum-Störungen in erster Linie dadurch, dass oft keine Entwicklungsverzögerung bzw. kein Entwicklungsrückstand in der Sprache oder der kognitiven Entwicklung vorhanden ist. Die meisten Menschen mit Asperger-Syndrom besitzen eine normale allgemeine, in Teilgebieten besonders hohe Intelligenz. Hingegen sind in der psychomotorischen Entwicklung un der sozialen Interaktion Auffälligkeiten festzustellen.
Andere TE
TRIAS
Seite der Arbeit von Wing und Gould (1979) werden autistische Verhaltensweisen, im Wesentlichen in drei kritische, auffällige Bereiche gegliedert, die oft als klassische TRIAS bezeichnet werden:
Literatur:
Bölte S., 2009, Autismus, Spektrum, Ursachen, Diagnostik, Intervention, Perspektiven; Verlag Huber
Poustka F., Bölte S., Feineis-Matthews S., Schmötzer G., 2004, Ratgeber Autistische Störungen, Informationen für Betroffene, Eltern, Lehrer und Erzieher, Verlag Hogrefe
Was sind die Symptome einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS)?
Kinder mit ASS folgen keinen typischen Mustern bei der Entwicklung ihrer sozialen und kommunikativen Fähigkeiten. Meist sind es die Eltern, denen ein ungewöhnliches Verhalten ihres Kindes auffällt. Oft wird bestimmtes Verhalten beim Vergleich mit anderen gleichaltrigen Kindern offensichtlich.
Soziale Interaktion
Die meisten Kinder mit ASS haben Probleme, sich an täglichen sozialen Interaktionen zu beteiligen.
Insbesondere fällt auf, dass diese Kinder:
Viele Untersuchungen haben gezeigt, dass autistische Kinder subtile soziale Hinweise - z.B. ein Lächeln, ein Blinzeln oder eine Grimasse - missverstehen oder erst gar nicht bemerken. Gerade diese Hinweise wären hilfreich, um soziale Beziehungen und Interaktionen zu verstehen. Für solche Kinder bedeutet z. B. die Frage, "Kannst du mal eine Minute warten?" immer dasselbe. Unabhängig davon, ob der Sprecher Witze macht, eine wirkliche Frage stellt oder es sich um eine nachdrückliche Bitte handelt. Ohne die Fähigkeit, den Ton der Stimme, Gesten, Gesichtsausdrücke und andere nonverbale Kommunikation einer Person zu interpretieren, können Kinder mit einer ASS nicht angemessen antworten. Ebenso kann es für Interaktionspartner dadurch erschwert sein, die Körpersprache eines Kindes mit Autismus zu deuten. Ihre Gesichtsausdrücke, Bewegungen und Gesten sind oft eher wage oder passen nicht zu dem, was sie sagen. Der Ton ihrer Stimme reflektiert oft nicht ihre eigentlichen Gefühle. Viele ältere autistische Kinder sprechen mit einer ungewöhnlichen Stimme, die entweder wie ein Sing-Sang oder Roboter-ähnlich klingt.
Autistische Kinder können Probleme damit haben den Standpunkt anderer Personen zu verstehen. Ab dem Schulalter zum Beispiel wissen die meisten Kinder, dass Andere unterschiedliche Informationen, Gefühle oder Ziele haben, als die, die sie selbst haben. Kinder mit Autismus fehlt dieses Verständnis. So gelingt es ihnen nicht, das Verhalten anderer vorherzusagen oder zu verstehen.
Kommunikation
Im Bereich der Kommunikation gehören zu den typischen Meilensteinen in der kindlichen Entwicklung u. a., dass Kleinkinder zu ihrem ersten Geburtstag ein oder zwei Worte sprechen können, ihren Kopf drehen, wenn sie ihren Namen hören oder zeigen können, dass sei ein bestimmtes Spielzeug haben wollen. Ebenso gelingt es ihnen auch deutlich zu machen, wenn ihnen etwas angeboten wird, das sie nicht haben wollen, dann machen sie diese durch Worte, Gesten oder Gesichtsausdrücke deutlich. Kinder mit ASS erreichen diese Meilensteine nicht bzw. nicht immer auf einem geraden Weg.
Kinder mit Autismus können zum Beispiel:
Selbst solche Kinder mit relativen guten Sprachfähigkeiten haben oft Probleme mit der Wechselseitigkeit von Kommunikation. Sie finden es beispielsweise schwer, Andeutungen zu verstehen und auf sie zu reagieren. Sie reden oft ausschweifend über ihr Lieblingsthema, geben anderen aber nicht die Möglichkeit, zu antworten oder bemerken nicht, wenn diese desinteressiert reagieren.
Kinder mit einer ASS, die noch keine bedeutungsvollen Gesten oder Sprache entwickelt haben, schreien oft einfach, greifen nach etwas oder agieren anders, bis ihnen bessere Wege beigebracht werden, um ihre Bedürfnisse auszudrücken. Mit zunehmendem Alter wird den Kindern dann bewusst, dass sie Probleme haben, andere zu verstehen oder verstanden zu werden. Dieses Bewusstsein kann dazu führen, dass sie besorgt oder sogar depressiv werden können.
Wiederholendes und stereotypes Verhalten
Das Verhalten autistischer Kinder erscheint oft ungewöhnlich. Dabei können Gesten und Verhaltensweisen als extrem und auffällig gelten, wie z. B. mehrmaliges Flattern mit den Armen oder das Gehen (nur) nach einem spezifischen Muster. Manche Kinder mit einer ASS zeigen jedoch nur schwach auffallend und diskrete Verhaltensweisen, indem diese z. B. nur subtil ihre Finger zu ihren Augen bewegen. Alle diese sich wiederholenden Aktionen werden als "Stereotyp" oder "stereotypes Verhalten" bezeichnet.
Betroffene Kinder tendieren dazu, übermäßig fokussierte Interessen zu haben. Sie können beispielsweise fasziniert sein von sich bewegenden Objekten oder Teilaspekten von Objekten, wie den Rädern eines Autos. Sie können auch stundenlang damit verbringen, Spielzeug in einer bestimmten Ordnung aufzureihen. Nicht selten reagieren diese sehr aufgebracht, wenn etwas in Unordnung gerät.
Sich wiederholende Verhaltensweisen können auch in Form von beharrlicher und intensiver Beschäftigung mit einem Thema auftreten. Zum Beispiel können Kinder davon besessen sein, alles über Staubsauger, Zugfahrpläne oder Leuchttürme zu lernen. Viele Menschen mit Autismus haben über das Kindesalter hinaus großes Interesse an Ordnungssystemen, wie Zahlen, Nummern, Symbolen oder auf wissenschaftlichen Gebieten.
Während autistische Kinder in ihren täglichen Aktivitäten sehr routiniert sind, ist ihre Inflexibilität teilweise sehr extrem und oft Grund für ernsthafte Schwierigkeiten. Manche Betroffene beharren darauf, jeden Tag dasselbe zu tun, zu essen oder z. B. immer den gleichen Weg zur Schule zu nehmen. Schon eine leichte Veränderung in der alltäglichen Routine kann zu extremer Aufregung führen. Manche Kinder reagieren besonders dann mit emotionalen Ausbrüchen, wenn sie wütend, frustriert oder mit einer neuen Umgebung konfrontiert werden. Jedoch wird nie ein Kind genau gleich reagieren wie es ein anders tun würde.
Welche frühen Anzeichen für eine ASS gibt es?
Ab welchem Alter sind erste Anzeichen zu erkennen?
Typische erste Anzeichen einer ASS können innerhalb des ersten Lebensjahres noch nicht eindeutig genug festgestellt werden. Deshalb gilt die Empfehlung der Arbeitsgemeinschaft der medizinischen Fachgesellschaften (www.awmf.org/leitlinien.html) anhand eines Screening-Instruments den Verdacht einer ASS zu überprüfen, erst für Kleinkinder ab dem 13. Lebensmonat.
Wenn Kleinkinder eines oder mehrere der folgenden Merkmale von den unten beschriebenen frühen Anzeichen aufweisen, sollte der erdacht einer ASS überprüft werden:
Im Alter von 12 - 18 Monaten:
Im Alter von 19 - 24 Monaten:
Für das Alter ab 25 Monaten:
Welche Frühsymptome des Asperger-Syndroms gibt es?
Das Asperger-Syndrom wird im Allgemeinen erst deutlich nach dem Kleinkinderalter diagnostiziert. Deshalb gibt es wenige aussagekräftige Erkenntnisse über frühe Anzeichen für das Asperger-Syndrom. Dennoch gibt es auffällige Besonderheiten, sie betreffen die folgenden Aspekte:
Hinweis:
Ein möglichst früher Eingriff kann dabei helfen, das Ausmaß der Beeinträchtigungen, die mit Autismus verbunden sein können, zu reduzieren. Der frühe Beginn von Therapie und Förderung kann auch dazu beitragen, kognitive Fähigkeiten, die Sprache und alltägliche Fähigkeiten ihres Kindes zu verbessern.
Was können Eltern tun?
Was brauchen sie dafür?
Mit einem autistischen Kind zu leben ist eine Herausforderung, es bringt viel Erfüllung bedeutet aber auch Anstrengung. Sie als Eltern werden dringend gebraucht, dafür benötigen Sie viel Kraft über einen langen Zeitraum.
Sie brauchen Unterstützung durch das soziale Umfeld, denn Sie tun gut daran, sich für diesen Weg von Anfang an Unterstützung zu holen. Dies kann die Großmutter sein, die sich an einem Tag in der Woche um ihr autistisches Kind kümmert. Sie fragen ihre beste Freundin, ob sie regelmäßig zu Ihnen kommen.
Wichtig ist, dass Sie sich professionelle Unterstützung holen - Autismus-Therapie-Zentren, Frühförderung, Ergotherapeuten, ... . Fachleute werden Sie bei Ihrem Weg unterstützen.
Was ist wichtig für die Arbeit mit Ihrem Kind zu Hause?
Was passiert im Kindergartenalter?
Ihr Kind geht seinen Weg in die Selbständigkeit. Zunächst in die Krabbelstube oder in den Kindergarten. Hier gibt es inzwischen Einrichtungen mit Integration bzw. Inklusion, d h. Kinder mit und ohne Beeinträchtigungen verbringen ihre Zeit miteinander, betreut, angeleitet und unterstützt von ElementarpädagogInnen.
Voraussetzungen für einen erfolgreichen und möglichst stressfreien Kindergartenbesuch sind folgende Bedingungen:
Wichtig ist, dass Sie Ihr Kind auf die Veränderung vorbereiten, indem Sie ihm die Räume schon vorher zeigen, mit ihm Fotos anschauen, es mit der Bezugsperson vertraut machen, ihm etwas Wichtiges von zu Hause mitgeben. Denken Sie daran, dass es für Ihr Kind ein großer Schritt ist, sich der neuen Herausforderung zu stellen. Weil es Sie nicht versteht, wird es Probleme haben, wenn Sie versuchen ihm die Neuerung zu erklären. Es muss daher die Veränderung vielmehr begreifen und erfahren, was diese bedeutet. Ihr Kind kann Sie nicht fragen, wie lange es dauert, was es dort soll, ob und wann Sie es wieder abholen. Vielleicht ist es sehr irritiert und hat Angst. Darum ist es wichtig, dass Sie ihm Halt und Struktur geben und seine Verunsicherung verstehen.
Der Besuch der Kindereinrichtung ist ein wichtiger Schritt, weil Ihr Kind dort insbesondere soziale Verhaltensweisen erlernen kann, welche eine wichtige Vorbereitung auf soziale Integration und Inklusion zur Einschulung und das ganze spätere Leben sind.
Fachliteratur:
Literatur für Kinder:
Literatur für Eltern/Schule/Erziehung,...:
c Therapiehaus Pfiffikus
Dr. Astrid Fridrich
ESDM
Early Start Denver Model
Elternanleitung für Spiel und Interaktion - "Oneline-Kurs